Der Waadtländer Jura, ein Pionier beim Marketing von regionalen Produkten
Mit der Vereinigung, die Ulrich Kämpf Anfang der Neunzigerjahre lancierte, konnte die Arbeit der Produzenten einer ganzen Region zur Geltung gebracht und ein eigentlicher zusätzlicher Geschäftszweig aufgebaut werden.
Anfang der 1990er-Jahre sah sich die Milchwirtschaft mit einem schwierigen Umfeld konfrontiert. «Wir befürchteten damals, dass eine Art ‹Milch-Autobahn› von Genf bis St. Gallen geschaffen wird und die Randregionen wie das Vallée de Joux links liegen gelassen werden», erzählt Ulrich Kämpf, Landwirt in Le Brassus VD. Um die traditionelle Milch- und Käseproduktion im ganzen Waadtländer Jura zu erhalten, kam Ulrich Kämpf auf die Idee, die landwirtschaftlichen Produkte der Region in einer Vereinigung zusammenzuschliessen, um sie so besser bekannt zu machen. Mit seinem Slogan «Identifier pour pouvoir se démarquer» (Seine Identität zum Ausdruck bringen, um sich von anderen Angeboten abzuheben) überzeugte er die Bauern und Molkereiunternehmen der Region, aber auch Metzger, Bäcker und Hoteliers. «Wir hatten beschlossen, uns auf regionale Spezialitäten zu beschränken, die oberhalb von 900 Metern über Meer produziert werden», präzisiert der heute 63-Jährige.
Zwischen Saint-Cergue und Sainte-Croix
Der Spezialitätenkorb von Les Saveurs du Jura vaudois enthält daher Enzian, Greyerzer Alpkäse, Gebäck, Vacherin Mont-d’Or und regionale Fleischspezialitäten. Alle Produkte stammen aus der Region zwischen Saint-Cergue und Sainte-Croix und tragen das Logo der Vereinigung. Auf diesem sind eine Tanne, ein Chalet und eine Steinmauer abgebildet, die typischen Symbole dieser Bergregion. «Der Waadtländer Jura hat in der Öffentlichkeit ein sehr positives Image, das genutzt werden musste. Doch am Anfang unseres Projekts wurden wir von vielen für verrückt erklärt», erzählt Ulrich Kämpf mit einem Lächeln. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass man sich damals erst seit kurzem mit Marketing, Verkaufsförderung und den typischen Merkmalen regionaler Produkte befasste. Doch Ulrich Kämpf setzte sich unbeirrt für die Interessen der regionalen Landwirtschaft ein. Ausserdem verfügte er über die notwendigen kommunikativen Fähigkeiten und das erforderliche Netzwerk, um die Entscheidungsträger von seinem Anliegen und den Waadtländer Produkten zu überzeugen.
Vertrieb der Produkte
In den Jahren 2001 und 2002 wurde die Vereinigung mit dem Innovationspreis der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete und mit dem agroPreis ausgezeichnet. Dank den 20 000 Franken, die mit dem Preis der emmental versicherung verbunden waren, konnte die Vereinigung einen Kühlanhänger kaufen: «Damit konnten wir die nächste Phase lancieren, d. h. den Vertrieb unserer Produkte», erinnert sich der Landwirt aus Le Brassus. Im Verlauf der Jahre konnte Les Saveurs du Jura vaudois trotz des Zusammenschlusses innerhalb einer kantonalen Vereinigung für Verkaufsförderung den richtigen Kurs beibehalten. Dank der Vereinigung konnten die Produkte aus dieser Bergregion besser bekanntgemacht werden. Ausserdem trug sie zu einer Annäherung zwischen den verschiedenen Regionen des Waadtländer Juras bei, die zuvor nur wenige Kontakte gepflegt hatten. Simon Renaud, der gegenwärtige Präsident der Vereinigung, gelangt zu folgendem Fazit: «Dank Les Saveurs du Jura vaudois konnte die regionale Landwirtschaft ihre Dynamik beibehalten.»
Informationen zum Projekt
Der Vereinigung «Les saveurs du Jura vaudois» wurde 2002 der agroPreis verliehen. Die Vereinigung ist das Ergebnis eines Zusammenschlusses von Landwirten und Handwerkern aus der gesamten Region des Vallée de Joux und des Waadtländer Jura. Ulrich Kämpf, Landwirt aus Le Brassus VD, hat die Vereinigung bis 2005 geleitet.