In Cremin VD kann man auf Waldweiden Golf spielen
Wenn ein Landwirt beschliesst, seine Weiden in einen Golfplatz umzuwandeln, kann aus einem Bauernbetrieb ein attraktives Freizeit- und Tourismusangebot entstehen!
Für Michel Bessard gehört die Landwirtschaft zur Familientradition. Während langer Zeit bot der 44 Hektaren grosse Betrieb in Cremin im Waadtländer Broyebezirk ein Auskommen für zwei Familien. Michel Bessard betrieb den Bauernhof zusammen mit seinem Cousin. «Doch ab den 1990er-Jahren wurde uns bewusst, dass der Wind gedreht hatte», erzählt der 52-jährige Michel Bessard.
«Man sagte uns immer öfter: Ihr müsst diversifizieren. Sucht euch eine Nebentätigkeit, damit ihr ein Zusatzeinkommen erzielen könnt.»
Deshalb beschloss der innovative Landwirt, auf einem Teil seines Lands eine Swin-Golf-Anlage zu errichten. «Ich hatte einen Zeitungsartikel über einen französischen Bauern gelesen, der seinen Betrieb auf diese Weise diversifiziert hatte. Dieses Konzept hat mich angesprochen.» Swin-Golf ist mit dem klassischen Golfsport verwandt, doch wesentlich einfacher zu spielen. Der Swin-Golfball ist weicher, und es wird nur ein Schläger benötigt – im Gegensatz zu 14 Schlägern beim klassischen Golf. Für einen 18-Loch-Kurs genügen sechs Hektaren. «Da der Golfball weniger weit fliegt, benötigt man für die Golfanlage weniger Platz», erklärt Michel Bessard, der 1993 seine ersten Greens mähte.
Vom Erfrischungsstand zum Restaurant
«Alles hat sich Schritt für Schritt entwickelt. Ich habe mit einem 9-Loch-Kurs angefangen. Da wir mit unserem Angebot Erfolg hatten, haben wir im Jahr 2000 eine 18-Loch-Anlage errichtet. Schon kurz nach der Eröffnung haben wir auch einen Erfrischungsstand eingerichtet, um den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden zu entsprechen. Nach einer gewissen Zeit haben wir diesen Erfrischungsstand zu einem Bistro ausgebaut. Mittlerweile betreiben wir neben der Swin-Golf-Anlage das ‹Restaurant à la ferme› mit 50 Plätzen. Hinzu kommen die Plätze auf der Terrasse und in der Bar im Freien!»
Aus Überzeugung hat Michel Bessard eine «100% natürliche» Golfanlage errichtet. Er hat darauf verzichtet, den Boden einzuebnen, und beschränkt sich darauf, das Gelände regelmässig zu mähen. «Unsere Gäste kommen zu uns, um dieses ländliche Umfeld zu geniessen, mit Bäumen, Bächen und Kühen», betont der Landwirt. Inmitten der Swin-Golf-Anlage hat er absichtlich ein Gehege für seine Rinder belassen. Michel Bessard hat sein Projekt von Anfang an mit eigenen Mitteln finanziert. «Welcher Bankier hätte schon einem einzelnen Bauern Vertrauen geschenkt, der ein Freizeitangebot im Bereich des Golfsports schaffen will», gibt er lächelnd zu bedenken.
«Wir haben nie irgendwelche finanzielle Unterstützung erhalten.»
Gemäss dem Waadtländer Unternehmer war die Finanzierung des Projekts ein grosses Problem. «In der Schweiz fehlt die Möglichkeit, einen Mikrokredit aufzunehmen. Als ich das Projekt vor 20 Jahren lancierte und anschliessend parallel zum Swin-Golf jedes Jahr neue Aktivitäten entwickelte, hätte ich etwas flüssige Mittel benötigt. Doch die Banken haben an solchen Projekten kein Interesse. Zum Glück wurde mir der agroPreis zuerkannt!» 1996 wurde Michel Bessard mit diesem Preis für Innovationen in der Schweizer Landwirtschaft ausgezeichnet. Mit dem Preisgeld von 10 000 Franken konnte er einen kleinen Aufenthaltsraum einrichten.
Mittlerweile setzt Michel Bessard seine gesamte Arbeitszeit für sein Agrotourismus-Angebot ein. Für den Landwirtschaftsbetrieb ist nun sein Cousin allein zuständig. «Ich mag den Kontakt mit den Leuten, die Betreuung der Gäste und die Tatsache, dass man immer wieder Neues realisieren und neue Ideen entwickeln muss, um nicht stehen zu bleiben!»
Mut ist gefragt
«Landwirte sind oft der Meinung, man müsse seinen Betrieb in der Nähe einer grossen Stadt oder an einer Verkehrsachse haben, um diversifizieren zu können. Doch das stimmt nicht. In Cremin sind wir weit weg vom Schuss. Es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel, und trotzdem haben wir 10 000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr.» Nach Meinung von Michel Bessard ist alles eine Frage der Kreativität und des Muts. «Es braucht einen recht harten Willen, um auf einem Bauernhof ein Angebot im Bereich des Agrotourismus zu schaffen. Denn das gehört nicht zum Kerngeschäft eines Landwirts. Sich parallel zur Tätigkeit in der Landwirtschaft um Touristen zu kümmern, ist eine eigentliche Kunst!»
Informationen zum Projekt
Ursprünglich betrieb Michel Bessard einen rund 40 Hektaren grossen Bauernbetrieb im Waadtländer Broyebezirk. Ende der Neunzigerjahre beschloss er, auf seinem Land eine Swin-Golf-Anlage einzurichten. Mittlerweile verzeichnet er 10 000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr. Diese stärken sich gerne im Restaurant, das der Landwirt neben seinem Hof errichtet hat.