Hopfen ohne Grenzen auf dem Bauernhof
Erleben, spielen, lachen, essen: Die Reutimanns in Unterstammheim betreiben neben ihrem Landwirtschaftsbetrieb einen eigentlichen Erlebnis-Bauernhof. Dass die Reutimanns heute Event-Spezialisten sind, verdanken sie einer Schnapsidee: dem Hopfentropfen.
Ausgerechnet im Zürcher Weinland produziert die Familie Reutimann Hopfen, eine wichtige Zutat für ein schönes, geschmackvolles Bier. Und dies schon seit Generationen. Abnehmer sind grosse und kleine Brauereien. Ähnlich wie beim Rebbau ist der Anbau der hochschiessenden Pflanze eine beschwerliche Arbeit. Im Gegensatz dazu sind die Preise alles andere als hochschiessend, eher tieffallend, weil Hopfen im Gegensatz zu anderen landwirtschaftlichen Produkten längst dem freien Weltmarkt ausgeliefert ist.
Doch in dieser Familie wird nicht gejammert. Sondern in die Hände gespuckt. Zuerst aber werden die Hirnzellen zum Kochen gebracht. Markus und Brigitte Reutimann haben viele Ideen.
Eine ganze Produktepalette
So haben sie den Hopfentropfen erfunden. Einen Likör auf Hopfenbasis. Das haben sie mal bei einem Hopfenbauer in Deutschland getrunken. Geschmeckt hat es ihnen mittelmässig. Also kreierten sie einen eigenen. «Was 1997 als Schnapsidee begann, hat sich zu einem erfolgreichen Geschäft entwickelt», wird in der hofeigenen Zeitung, dem «Stammheimer Hopfentropfen», berichtet. Brigitte Reutimann mag das Wort «Schnaps» aber nicht so, sie spricht nur von Likör.
1997 gewannen die Reutimanns auch den agroPreis. Nicht nur für den Likör, sondern auch für die Hopfenranken, die sie als Dekoration verkauften. Zu diesen beiden Produkten kamen in den letzten Jahren noch einige dazu: vom Bier über eine Hopfentropfen-Kosmetikreihe bis zum Tee, Teigwaren und Schnupftabak.
Ideen zu haben und diese zu verwirklichen, ist ja das eine. Sie zu verkaufen, das andere. Aber auch darin ist Markus Reutimann ein Innovationsgenie. Das Motto seiner Marketingstrategie lautet: Die Leute kommen auf den Hof und kaufen die Produkte. Und damit die Leute auch tatsächlich kommen, muss man ihnen etwas bieten: «Erleben und geniessen», so der Slogan. Eine kleine Auswahl, was auf Reutimanns Erlebnishof so alles erlebt werden kann: Führung durch den Hopfenlehrpfad, Bierbrauen, Spiel ohne Grenzen an der «Bierolympiade», Bierhumpen-Curling, lustiges Schnupftabak-Schnupfen, essen, trinken, junge Kätzchen streicheln und und und. Ob Hochzeit, Vereinsausflug, Seminar, Firmenanlass: Die Reutimanns haben allen etwas anzubieten.
«Die Leute haben Spass»
Eine Köchin, ein Lehrling, ein Praktikant und Aushilfskräfte Arbeiten heute im Betrieb mit. Denn mit der Event-Landwirtschaft haben die Reutimanns ein äusserst erfolgreiches Geschäftsmodell geschaffen. «Das lief natürlich nicht immer so gut», sagt Brigitte Reutimann. «Wir haben ganz klein angefangen. Aber irgendwie hat es den Leuten bei uns immer gefallen, sie haben Spass und empfehlen uns weiter. So konnten wir investieren, den Laden bauen, die ganze Sache professionalisieren.» Heute kommt es oft vor, dass gleich zwei Gruppen den Hof besuchen. Die ersten Gäste am Mittag, die zweiten am Abend. Und die Reutimanns und ihre Helfer immer mittendrin: Event-Arbeit also von mittags bis spätabends. «Daneben müssen natürlich auch noch alle landwirtschaftlichen Arbeiten erledigt werden», sagt Brigitte Reutimann und ergänzt: «Doch, doch, es gibt schon viel zu tun.» Aber auf dem Hopfentropfen-Betrieb wird mit Freude gearbeitet. Und dass Sohn Thomas mit seinen 22 Jahren schon mal das Bauernhandwerk erlernt und Interesse am Betrieb angemeldet hat, vergrössert die Freude noch. Ganz gut passt auch die Ausbildung von Sohn Christoph, 20: Er ist Verkäufer.