Die Kundenwünsche stehen an oberster Stelle
Göpf Rieder war ein kluger Kopf mit vielen innovativen Ideen. Darum gewannen er und seine Frau auch den agroPreis für ihre Hofglacé. Als Göpf im Mai 2009 tödlich verunfallte, war der Schock gross. Aber seine Witwe Lina und Sohn Reto mit Familie schauen gut, dass das Erbe des Vaters in dessen Sinn weitergeführt wird.
Steil führt der Weg hinauf vom Dorf Lenk zur Rieder-Farm. Dafür ist es sonnig hier oben und die Aussicht reicht bis weit übers Tal hinaus. Ob es dieser Weitblick ist, der dazu führt, dass Rieders ihrem Milch- und Alpwirtschaftsbetrieb mit diversen kleinen Nischen zu mehr Wertschöpfung verhelfen? «Ja, Vater war ein offener und vielseitig interessierter Querdenker. Und als er 2001 ein Zeitungsinserat sah, in welchem eine holländische Firma Hofglacé-Produzenten suchte, war er hell begeistert», erzählt Reto Rieder, der wie sein Vater Bergbauer, Skilehrer und auch noch Bergführer ist.
Selbst die Mutter, sonst eher die Nachdenkliche, Skeptische, sei von Anfang an Feuer und Flamme gewesen für dieses Vorhaben. «Wir hatten ja schon damals Legehennen und wussten manchmal nicht so recht, was wir mit den Brucheiern anstellen sollten», sagt Lina Rieder.
Rezepte werden ständig angepasst
Lina Rieder ist von Kopf bis Fuss mit sauberer Arbeitskleidung ausgerüstet – muss sie auch, denn zu ihren Kunden gehören die Köche der feinsten Hotels. Seit dem Tod von Ehemann Göpf, er verunglückte bei der Arbeit auf dem Hof, wurde die Glacé-Produktion zwar kleiner, der Kundenkreis auf die nähere Umgebung beschränkt. Dennoch verzeichnet die Rieder-Farm immer noch einen grossen Andrang. Jeder Handgriff sitzt bei der 63-jährigen Lina Rieder. Dass ihr die beiden Enkelinnen beim «Degustieren» helfen, gefällt ihr besonders gut. Wichtig aber auch hier: Die beiden Prinzessinnen werden schon früh mit dem Hygienegebot vertraut gemacht und ebenfalls mit weissen Haarhauben ausgerüstet.
Die Frau von Sohn Retos Götti, Brigitte Rohrbach, geht Mutter Rieder, welche nach wie vor die gesamte Produktion leitet, zur Hand: Frische Milch vom Hof, von den 1200 Legehennen Eier, die nicht direkt verkauft werden, und Beeren aus dem Garten landen in der grossen Rührschüssel, in der das spätere Eis vorbereitet wird. Dutzende Kübel werden abgefüllt, beschriftet und an die Kunden geliefert. Das wiederum besorgt dann meistens Reto Rieder oder seine Frau Sandra. Wie Mutter Lina nehmen auch die Jungen ihre Sache ernst und überlassen nichts dem Zufall. Die Grundrezepte und einige spezifische Aromen beziehen Rieders immer noch von der Firma, die damals den Anstoss gab – viele Zutaten stammen aber vom eigenen Hof oder aus der Region, und Anpassungen an den Rezepten erarbeitet Lina Rieder in Absprache mit den Kunden selber.
Die Motivation: Wertschöpfung
«Wir haben damals ein Konzept erstellt und versucht herauszufinden, welche Wertschöpfung wir daraus generieren könnten», sagt Reto Rieder. Die Aussicht, vor Ort zu produzieren und direkten Kontakt zu den Verbrauchern zu haben, habe sie stets fasziniert. Das freut auch die Kunden. Gerade die Küchenchefs der grossen Hotels in der Region sind froh, dass sie spezifische Wünsche – die zu ihren Kreationen passen – anbringen können und dass die gelieferte Qualität – nebst dem Preis – dann auch stimmt.
Als das Geschäft richtig angelaufen war, bewarben sich Vater und Mutter Rieder 2003 also für den agroPreis. «Vater hat alles selber gemacht», erinnert sich Reto Rieder. Der ehemalige Chefredaktor des «Schweizer Bauern» habe ihn allerdings ein wenig beraten, wie er die Bewerbung am besten darstellen solle. «Für Vater – der mit seinen vielen Ideen manchmal auch aneckte oder belächelt wurde – war dieser Gewinn eine grosse Freude und Genugtuung», erinnert sich Sohn Reto. Und der Gewinn des Preises habe nochmals eine grosse Welle ausgelöst. Das Preisgeld floss direkt in die Glacé-Produktion, unter anderem in bessere Produktionsräume.
Auch Reto Rieder gehört zu der Sorte Bauer, die nicht gerne darauf wartet, bis etwas passiert, das bessere Zeiten verspricht. «Mein Käse-Projekt, das ich mit zwei Kollegen zusammen erarbeit habe, steckt noch in den Kinderschuhen», sagt er. Aber die ersten «Farmerli», ein halbharter Käse, sind bereits gemacht und die ersten Kunden gewonnen. So, wie Rieders die Sache angehen, wird wohl auch diese Innovation ein Erfolg werden.
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