3-Sterne-Service im Weinfass
Früher pflanzten Rüedis unter anderem Melonen für die Rafzerfelder Regio GmbH (agroPreis-Gewinner 1999). In den letzten Jahren investierte die junge Familie zunehmend in ihr Kerngeschäft, den Weinbau. Der Rebbau ist der eine Zweig. Aber Rüedis sind auch Gastgeber. Und ihre Gäste schlüpfen nach der Weindegustation zum Schlafen in Weinfässer.
Im äussersten Zipfel der Schweiz im Grenzgebiet zu Deutschland liegt das Klettgau. Bekannte Weindörfer wie Hallau sind hier zu finden. Und Trasadingen. Das Blauburgunderland, wie die Region auch genannt wird, ist ideales Rebbaugebiet. Die Trauben, die hier reifen, geben einen guten Wein. Das 500-Seelen-Dorf Trasadingen macht allerdings einen etwas verschlafenen Eindruck. Kein Wunder, die letzte Beiz hat ihre Türen längst geschlossen. Der Hof von Familie Rüedi liegt mitten im Dorf, gleich neben der Kirche. Und er bringt neues Leben ins kleine Grenzdorf: Bereits 1995 sind Rüedis, die in der sechsten Generation auf dem Hof wirtschaften, in den Agrotourismus eingestiegen. Grund war die Anfrage eines Kollegen, ob er in der alten Scheune von Rüedis das Hochzeitsfest abhalten dürfe. «Es war ein sehr einfaches Fest, aber den Leuten hat es gefallen», sagt Andreas Rüedi. «Von da an wussten wir, dass wir Nägel mit Köpfen machen wollten.» Die Festscheune entstand. Es war auch das Jahr, in dem Monika und Andreas den Hof von den Eltern übernahmen, sich entschieden, weder Kühe noch Säue zu halten, dafür aber noch mehr in den Rebbau zu investieren.
Rustikal, aber komfortabel
Langsam, aber stetig trieb die junge Familie das Angebot rund um ihren Hof voran. 2002 statteten sie alte Mostfässer mit Matratzen und Decken aus – und bald legten sich die ersten Feriengäste in den etwas engen «Hotelzimmern» aufs Ohr. «Den Leuten hat das schon gefallen, und auch heute noch mögen die jungen Gäste das Ambiente in den alten Fässern», sagt Andreas Rüedi. «Aber die älteren Leute wünschten sich doch etwas mehr Platz und Komfort. Man kann auch zu rustikal auftreten.» Rüedis investierten abermals in die originelle Idee, und im Mai 2012 wurde das «fasstastische Hotel» eröffnet. Nach den «Hirngespinsten» und Plänen von Rüedi fertigte ein Zimmermann aus der Region elf riesige Fässer an – in denen lässt sich nun mit 3-Sterne-Komfort nächtigen. Den Slogan «Fasstastische Ferien» kreierte übrigens die Tochter. Sie ist es auch, welche den Sonntagszopf bäckt oder sonst anpackt im Hotel, um ihr Sackgeld aufzubessern. Festangestellte haben Rüedis keine, aber Aushilfen aus dem Dorf, die mal hier, mal dort mithelfen. Längerfristig aber wird die Familie wohl mehr Angestellte brauchen, das Hotel ist ständig ausgebucht, und die vielen Weinstöcke wollen auch bewirtschaftet sein. Kommt hinzu, dass das ganze Projekt aufgebaut wurde, um den Weinabsatz zu fördern. Rüedis Gäste sollen Wein degustieren können, etwas über den Rebbau erfahren und einfach alles rund ums Thema Wein geniessen können. Auch die Festscheune ist an Wochenenden immer besetzt.
Wertschöpfung für die Region
Noch kochen Rüedis die Speisen nicht selber, externe Köche besorgen das – und so ist Rüedis Projekt längst auch ein Projekt für die Region geworden. «Ja, das Projekt wurde ohnehin vom Bund gefördert– im Rahmen der regionalen Entwicklung», sagt Monika Rüedi, die trotz dem Erfolg auch immer wieder schlaflose Nächte hat, wenn sie an die Investitionen und die Arbeit denkt. Aber Rüedis sind dennoch wohlgemut.
Und mit der Nomination zum agroPreis fühlen sie sich auch bestärkt in ihrem Tun. «Wir freuen uns sehr darüber, und wir sind sicher, dass alleine die Nomination einen guten Werbeeffekt auslöst», sagt Andreas Rüedi. In Werbung haben sie bereits einiges gesteckt; ihr Auftritt gegen aussen soll perfekt sein – so wie das Angebot, das sie im kleinen Weindorf Trasadingen auf die Beine gestellt haben.