Knoblauchanbau neu erfunden
Sie dachten schon ans Aufgeben. Doch beim vierten Versuch, Knoblauch anzubauen, schafften Katja und Markus Bucher den Durchbruch. Und gewannen den agroPreis. Seither findet ihr Bio-Knoblauch reissenden Absatz.
Dämonen, Geister und Vampire gibt es im Seeländer Dorf Grossaffoltern garantiert keine. Denn über dem Ort schwebt meistens der würzige Geruch des Knoblauchs. Besonders zur Erntezeit im Sommer. «Unsere Nachbarn sind sehr tolerant», sagt Katja Bucher. «Und das Dorf freut sich mit uns über den Erfolg!»
Grossaffoltern ist mittlerweile so etwas wie das Mekka des Schweizer Knoblauchs. Denn Knoblauch wurde in der Schweiz praktisch keiner mehr angebaut. Das gerne in der mediterranen Küche verwendete Gewürz wurde aus Südeuropa, aber vor allem auch aus Argentinien und China importiert. Das wird es zwar immer noch. Allerdings gibt es nun auch wieder einige Schweizer Anbieter. Familie Bucher war der Vorreiter. Die Buchers mögen Knoblauch. Aber das war nicht der Grund, diese Pflanze anzubauen. Markus Bucher reizte die Herausforderung. Der Anstoss kam von der Swiss Alpine Herbs AG in Därstetten, erzählt Markus Bucher. «Diese sagten mir, dass sie gerne Bio-Knoblauch hätten, in der Schweiz aber keinen bekommen würden.»
Erst im vierten Anlauf erfolgreich
Markus Bucher begann zu tüfteln. Die erste Ernte war ein Reinfall. Die zweite auch. «Da dachten wir ans Aufhören», sagt Bucher. Aber diese Niederlage wurmte ihn. Also fuhr Markus Bucher nach Frankreich und suchte nach neuem geeignetem Saatgut. «Im vierten Jahr konnten wir dann endlich fünf Tonnen Knoblauch ernten», erzählt er.
Heute produzieren sie rund 45 Tonnen pro Jahr, daneben noch Blumenkohl, Rüebli, Pastinaken, Bohnen und Chicorée. Den Munimastbetrieb, den Markus Bucher von seinen Eltern übernommen hat, stellte er zusammen mit seiner Frau Katja erst zu einer Pferdepension, danach zu einem reinen Bio-Gemüsehof um. Mittlerweile beschäftigen die Buchers zwölf Mitarbeitende. Denn ihr Hauptprodukt, der Knoblauch, ist arbeitsintensiv, da es nach der Ernte erst richtig losgeht: Der grösste Teil des frischen Knoblauchs muss getrocknet, danach gekühlt werden. Sobald die Bestellungen eintreffen, wird er geschnitten und geputzt. Die Buchers haben deshalb in den letzten Jahren kräftig in neue Anlagen investiert, vieles aber auch selbst erfunden und gebaut.
«Wir wurden ernst genommen»
«Der Gewinn des agroPreises im Jahr 2010 war eine grosse Hilfe», sagt die gelernte Bürokauffrau Katja Bucher, die in der Stadt Bern aufgewachsen ist. «Und zwar nicht nur wegen der Gewinnsumme. Viel entscheidender für uns war die Anerkennung.» Ihr Mann ergänzt: «Wir wurden jetzt plötzlich ernst genommen.»
Buchers Knoblauch geht zum grössten Teil an die Grossverteiler Migros und Coop sowie an viele Marktfahrer, Hofläden und Private; in diesem Jahr ist Landi hinzugekommen. Doch Buchers stossen mit dem Knoblauch bald an ihre Grenzen: Da Knoblauch wie Zwiebeln den Boden auszehrt, kann durchschnittlich nur jedes fünfte Jahr auf dem gleichen Acker Knoblauch angebaut werden.
Doch den Tüftlern soll es deshalb nicht langweilig werden. Sie haben schon einige Ideen, was man mit dem Knoblauch noch alles anstellen könnte. Zurzeit ist Katja Bucher in der Endversuchsphase des Projekts «Knolio» – einer Würzpaste aus Frischkäse, Knoblauch und weiteren Zutaten.
«Wir können nur Produkte auf den Markt bringen, die qualitativ absolut top sind», sagt Markus Bucher. «Das ist auch eine Folge des agroPreises: Die Erwartungen an uns sind deutlich gestiegen!»